
Mallorcas Geschichte – Teil 2 – 10. Jht. – 19. Jht.
Nach der Vandalenherrschaft wurde Mallorca von Ostrom aus Byzanz, dem heutigen Istanbul, aus regiert. Man nutzte die Insel als Stützpunkt im Kampf gegen die Goten auf dem spanischen Festland. Gleichzeitig verlor das oströmische Reich aber nach und nach Gebiete an maurische Armeen deren Schiffe schon im 8. Jahrhundert vor Mallorca auftauchten. Die Piraterie hatte ihre Blüte zu dieser Zeit. Nicht nur die Araber fielen zu Raubzügen auf Mallorca ein, die Mallorquiner beherrschten dieses Handwerk genau so gut und plünderten auch regelmässig Orte an der Afrikanischen Küste.
Die Araber hatten inzwischen ganz Spanien erobert und verleibten sich 902 auch Mallorca ein. Über 300 Jahre arabischer Herrschaft beeinflusste Mallorcas Geschichte massgeblich. Auch heute sind noch viele Relikte aus dieser Zeit erhalten. Beispielsweise die arabischen Bäder in Palmas Altstadt, die arabischen Gärten von Alfabia, die Terrassenanlagen an der Westküste, usw. Auch Orangen- und mandelbäume wurden von den Mauren hier heimisch gemacht.
Viele arabische Ortsnamen gibt es auch heute noch, wie zum Beispiel Alcudia, Algaida und Alaró, aber auch Andratx, Fornalutx, Binissalem, Banyalbufar, Biniaraix oder Biniali.
Die Rückeroberung Mallorcas begann am 12. September des Jahres 1229 durch ein eigens zusammengestelltes Herr durch Jaime den 1. Das geschah noch lange vor der vollständigen Vertreibung der Araber aus Spanien. So stach der König unter Beteiligung dreier Erzbischöfe und ihrer Truppen im September 1229 mit 150 Schiffen und einer Streitmacht von 13.000 Mann in See und landete zunächst unbehelligt in der Bucht von Santa Ponça. Heute steht ein steinernes Kreuz an der Stelle wo er seinen Fuß an Land gesetzt haben soll. Ein entgegengesandtes Heer der Araber wurde geschlagen und vollkommen aufgerieben. Eine mehrmonatige Belagerung Palmas, damals hiess die Stadt auf arabisch Medina Mayurca, schloß sich an. Am Silvestertag 1229 konnte Jaume die Kapitulation des Emirs im Almudaina Palast entgegennehmen. Die Stadt wurde zur Plünderung frei gegeben. Darauifhin wurden die meisten der arabischen Sakralbauten zerstört, darunter auch die Hauptmoschee. Auf ihren Ruinen wurde mit dem Bau der heutigen impoanten Kathedrals „La Seu“ begonnen. Mallorcas Geschichte wurde nunmehr wieder neu geschrieben unter christlichen Aspekten.
Nach dem Tod König Jaimes 1276 wurde das Königreich unter den beiden Söhnen aufgeteilt: Pedro erhielt die spanischen Festlandsbesitzungen, sein jüngerer Bruder Jaime die Balearen und die südfranzösischen Reichsteile. Mallorca hatte durch die Erbteilung einen eigenen König erhalten, der tatkräftig die Entwicklung der Insel betrieb.1286 erfolgte ein Angriff des Sohnes seines Bruders, Alfonso von Aragon, der aber blutig zurückgeschlagen wurde. König Jaime II. erhielt 1298 Menorca noch zu seinem Reich dazu.
Bevor Mallorca 1311 an König Sancho I. überging, wurde das Castell de Bellver fertiggestellt. Zudem ein kleiner Königspalast in Sineu errichtet, mit dem Bau der Kirche von San Francisco in Palma begonnen und eine Reihe Städte gegründet, wie zum Beispiel Felanitx, Llucmajor, Manacor und Petra Das Wirken des Schriftgelehrten und mallorquinischen Philosophen Ramon Llull fällt in jene Zeit. Über den berichten wir demnächst an anderer Stelle.
Der Nachfolger James II. starb 1324 nach nur 13 Jahren Regentschaft, und der Sohn seines Bruders übernahm als Jaime III. die Regentschaft Mallorcas. Pedro IV. von Aragon erhob allerdings Erbschaftsanspruch auf die Krone Mallorcas, landete 1343 bei Peguera und schlug das mallorquinische Heer. Der König floh auf seine französischen Provinzen und sann auf Rache. Er verkaufte die Region Montpellier an den französischen König und rüstete mit dem Erlös ein Heer aus, um nach Mallorca zurückzukehren. Das gelang auch zunächst, aber er konnte die Insel nicht halten: in der 1349 verlorenen Schlacht von Llucmajor fiel Jaume III. Für die Witwe und seine Kinder wurde Schloß Bellver zum Staatsgefängnis. Mallorca verlor die nur wenige Jahrzehnte genossene Unabhängigkeit und mußte sich nun bis zur Demokratisierung 1975 vom Festland bevormunden lassen.
Im 15. Jahrhundert wurde die Geschichte Mallorcas abermals neu geschrieben. Zu Ungunsten Mallorcas. Die Türken erlangten die Herrschaft über das östliche Mittelmeer und setzten sich auch noch in Nordafrika fest. Von dort aus wurde die Handelswege des westlichen Mittelmeers von türkischen Piraten kontrolliert. Nach einem gescheiterten Versuch Carlos I. von Spanien, und der durch Heirat 1469 zusammengeschlossenen Königreiche von Aragon mit den Balearen und Kastilien, die Türken in offener Seeschlacht zu besiegen, stiegen diese zur absolutenn Seemacht auf und plünderten um die Mitte des 16. Jahrhunderts nahezu alle Küstenstädte der Mittelmeerländer.Auch Mallorca blieb davon nicht verschont. Andratx, Alcúdia, Pollença und Sóller wurden von regelmässig von Piratenüberfällen heimgesucht.
Mit der Seeschlacht von Lepanto 1571, in der die vereinigten Verbände der europäischen Könige den Sieg über die türkische Flotte errangen, nahm die Piraterie ab, blieb aber nach wie vor eine Bedrohung. Nun erinnerten sich aber auch mallorquinische Piraten wieder ihres Talents und überfielen die Küstengebite Nordafrikas. Mallorca rückte aber nach und nach an den Rand des Weltgeschehens. In Mallorcas Geschichte gab es lange Jahre nichts nennenswertes nachzulesen. Mallorca erreichte nicht wieder die früher erlebte wirtschaftliche Blüte. Epidemien, innenpolitische Auseinandersetzungen, Landflucht und andere Gründe verhinderten eine kontinuierliche wirtschaftliche Entwicklung.