
Cabrera – Refugium für bedrohte Tierarten
Wenn man einen Touristen fragt wie viele Inseln zu den Balearen gehören, wird man in der Regel die Antwort bekommen: „Vier Inseln. Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera“. Da wird schon einmal vergessen das auch eine fünfte Insel bewohnt ist. Eben Cabrera. Maximal 20 Personen leben auf der Insel. Die meisten arbeiten für die Regierung und haben nach einer Woche Arbeit auf Cabrera eine Woche Urlaub.
Und für die ganz Unwissenden. Die Balearen umfassen insgesamt 151 Inseln die auch alle ihren Namen haben. Manche sind allerdings so klein dass fünf Seevögel reichen um sie voll zu besiedeln.
Die Insel Cabrera, benannt nach den früher dort vorkommenden Wildziegen, ist die größte Insel des südlich von Mallorca vorgelagerten Archipels. Dazu zählen die Miniinseln Estells de Fora, L’Imperial, Illa de ses Bledes, Na Redona, Illa dels Conils, L’Esponja, Na Plana, Illot Pla, Na Pobra und Na Foradada. Verwaltet wird die Inselgruppe von Palma de Mallorca.
Die Geschichte von Cabrera ist durchaus interessant. Nach Phöniziern und Karthagern kannten auch die Römer die Insel. Sie vermuteten hier sogar den Geburtsort von Hannibal. Das wurde aber nie geklärt. Einige Zeit gehörte sie mit den Balearen zum Byzantinischen Reich. Im 14. Jahrhundert, unter der Herrschaft Aragons, wurde auf Cabrera eine Burg zum Schutz vor Piratenüberfällen errichtet. Nicht ruhmreich für Spanien ist folgende Begebenheit. Während des Spanischen Unabhängigkeitskrieges von 1807 bis 1814 wurde auf der zu dieser Zeit unbewohnten Insel ab 1809 ein Konzentrationslager für einen großen Teil französischer Kriegsgefangener erichtet. Diese fielen nach der Schlacht von Bailén im Jahr zuvor in spanische Hände. Von den insgesamt 12.000 auf die Insel verbrachten Gefangenen starben circa 5.000. Die meisten sind schlichtweg verhungert, da ihnen kaum Nahrung und medizinische Hilfe zuteil kam. Es soll daher auch zu kannibalistischen Auswüchsen gekommen sein. Ein Denkmal in der Mitte der Insel erinnert heute an diese tragische und nicht wirklich ruhmreiche Episode der Inselgeschichte.
Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete man die Leuchttürme auf Cabrera und fing an die Insel neu zu besiedeln. Aufgrund der strategischen Lage wurden die Besitzungen auf Cabrera aber während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1916 enteignet und eine Garnison wurde errichtet. Diese besteht noch heute. Seit diesem Jahr kann man auch zu bestimmten Zeiten auf der Insel nächtigen. Bis zu 24 Herbergsgäste können dort gleichzeitig untergebracht werden.
Die Insel Cabrera hat eine Gesamtfläche von 15,69 km². 1991 wurde die Insel einschließ lich des Meeresgebietes zum Nationalpark erklärt. Im Juli 2008 wurde in Colònia de Sant Jordi ein Besucherzentrum des Nationalparks Cabrera eröffnet. Hier will man den Besuchern die Tier- und Pflanzenwelt von Cabrera näher bringen. Die Insel Cabrera beheimatet zahlreiche seltene Seevögel, wie den Fischadler, den Seefalken und Sturmschwalben. Die Unterwasserwelt Cabraras ist faszinierend. Unter anderem sind Seeschildkröten, Rochen, Haie, Barracudas und Delfine dort anzutreffen.
Von Colònia de Sant Jordi aus fahren täglich das ganze Jahr über Ausflugsboote zur Insel Cabrera. Für die ca. 12 Km braucht es ungefähr 30 Minuten. Auch von Porto Petro aus werden in den Sommermonaten tägliche Fahrten angeboten. Hier dauert die Überfahrt ca. 75 Minuten. Besonders zu beachten ist, private Boote dürfen vor Cabrera nicht ankern. So will man den Meeresgrund schützen. Auf der Rückfahrt nach Mallorca steuert jedes Ausflugsboot die „Blaue Grotte“ an. Eine 160 Meter lange und 50 Meter breite Höhle, an der Nordseite der Cala Gandulf. Durch Reflexionen des Meeresbodens ist die ganze Grotte in ein faszinierendes blaues Licht getaucht. Die Höhle ist nur vom Meer aus zugänglich.
Wer als Urlauber dem Partygetümmel einmal entfliehen möchte, dem sei ein Ausflug nach Cabrera zu empfehlen. Schönere Fotomotive sind kaum vorstellbar.
Informationen in deutscher Sprache findet man auch unter http://www.coloniasantjordi.es/ausflugstipps/aquarium