
Arbeiten auf Mallorca ist nicht immer Zuckerschlecken
Ein Thema erhitzt die Gemüter der Menschen auf Mallorca. Und was jetzt zu Tage kommt ist ja eigentlich schon lange bekannt. Kriminelle Gastronomen sind aufgeflogen.
Nur gab es bisher noch nie Kontrollen in so großem Umfang. Und auch noch nie Verhaftungen. Aber da fällt mir das alte deutsche Sprichwort vom Krug wieder ein, der so lange zum Brunnen geht bis er bricht.
Unsere neue Regierung macht ihre Wahlversprechungen wahr und räumt auf.
Bei den Razzien in Palmas Innenstadt kamen immer mehr Details ans Tageslicht. Mitarbeiter der Gastrobetriebe wurden systematisch ausgebeutet. 70 Stunden Wochen bei gerade einmal 600.-€ Verdienst. Das grenzt wirklich schon an Sklaventum.
Gut das den verbrecherischen Gastronomen jetzt das Handwerk gelegt wird. Doch warum kann es dazu kommen das Menschen für diesen Hungerlohn überhaupt arbeiten?
Meines Erachtens trägt die noch immer andauernde hohe Arbeitslosigkeit ihren Teil dazu bei. Besser für 600.-€ im Monat arbeiten als gar nichts zu haben. Solange es in Spanien kein gut funktionierendes Sozialsystem gibt, wird sich daran auch nichts ändern. Doch das ist ein ganz anderes Thema.
Am letzten Montag, den 14.12.15 gab es Razzien in ca. 30 Lokalen in Palma. Die Bilanz der Razzia, an der mehr als 100 Beamte der Nationalpolizei beteiligt waren: 14 Festnahmen, 25 Inspektionen, acht Hausdurchsuchungen sowie die Beschlagnahmung von Dokumenten und rund 500.000 Euro Bargeld.
Weitere Festnahmen sind nicht ausgeschlossen, sogar wahrscheinlich. Gefakete Arbeitsverträge und fehlende Anmeldungen bei der Securidad Social hatten die Ordnungsbehörden nach wiederholten Anzeigen früherer Mitarbeiter auf den Plan gerufen.
Nach Darstellung des „Diario de Mallorca“ sind insgesamt rund 1.200 Angestellte, die seit 2013 in den rund 30 inspizierten Bars und Restaurants arbeiteten davon betroffen.. Hinter den Lokalen steht eine Gesellschaftsstruktur mit einem Unternehmer an der Spitze, dem rund 100 Geschäfte in Palma gehören sollen. Der Mann soll die prekären Arbeitsbedingungen vorgegeben haben.
Da kann man durchaus von Mafia ähnlichen Zuständen sprechen.
Doch es ist nicht nur die Gastronomie die Arbeitnehmer systematisch ausnutzt. Dazu fällt mir der Bericht auf ZDF Zoom vom 19.08.2015 ein.
Da kommen die dem TUI Konzern zugehörenden RIU Hotels überhaupt nicht gut weg.
Hier kann man den Bericht noch einmal sehen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2471586/ZDFzoom-beleuchtet-die-Gesch%C3%A4fte-von-TUI
Aber auch das ist keine Ausnahme. Gerade zur Saison werden Arbeitnehmer benötigt. Und ca. 80 % werden auch nur mit Teilzeitverträgen beschäftigt. Und sehr viele dieser Anstellungsverträge entbehren auch jeglicher Legalität.
OK, mein Verständnis geht soweit das ein Kleinunternehmer es sich kaum leisten kann Vollzeitangestellte zu beschäftigen. Aber größere Unternehmen die während der Saison gut an den Touristen verdienen, sollten auch ihre Angestellten fair behandeln und ihnen korrekte Arbeitsverträge geben. Dann bekommen diese auch ihr Arbeitslosengeld das ein wenig über den harten Winter hilft. Und die Menschen haben Spaß am arbeiten und denken nicht schon frustriert an den kommenden Winter.
Mir ist schon klar das in den Touristengebieten die Infrastruktur gerade in der Gastronomie in Schräglage geraten ist. Schuld ist meiner Meinung nach auch das immer größere Angebot an „All inclusive“ Hotels. Gut für den Kunden, schlecht für den Gastronomen der auf Touristen angewiesen ist. Geht man jetzt im Winter einmal durch die Orte sieht man überall an Lokalen die „Traspaso und Sa vende“ Schilder. Und die werden jedes Jahr mehr. Und darunter sind auch viele alteingesessene Betriebe die nun auf einen neuen Betreiber warten. Es gibt ja immer noch Mutige die es wagen. Und solche die meinen das Rad neu erfinden zu müssen. Und schon nach der ersten Saison das Handtuch werfen müssen.
Der Druck der Reiseveranstalter auf die Hoteliers wird immer größer. Deshalb nimmt das „AI“ Angebot von Jahr zu Jahr zu. Und dadurch auch der Druck auf den kleinen Bar- oder Restaurantbesitzer der es sich nicht leisten kann noch Vollzeitangestellte zu beschäftigen.
Auch hier ist jetzt die Regierung gefragt. Man sollte geraden kleinen saisonabhängigen Betrieben steuerliche Erleichterungen verschaffen. Aber jedes Jahr kommen zum Teil unsinnige Auflagen dazu die es den Unternehmern unmöglich machen reale Gewinne einzufahren.
Fazit: Gut ist, das jetzt die wirklich kriminellen Unternehmer zur Rechenschaft gezogen werden. Der Winter ist noch lang. Zeit genug bis zum nächsten Saisonbeginn noch einige positive Veränderungen auf den Weg zu bringen.
Arbeiten auf Mallorca heisst mehr machen als in Deutschland. Hier muss man sich beweisen und darf nicht dem Feierabend entgegen sehen. Auf Mallorca will das Brot verdient werden und das sollte man nicht unterschätzen.